Dankbarkeit mit DIS – Was uns als viele stärkt und trägt
Es gibt Tage, da wissen wir kaum, wer wir sind. Da zerfällt unser Gefühl für Zeit, Ort, Identität. Und trotzdem… gerade an solchen Tagen spüren wir manchmal einen Moment von Wärme. Eine Geste. Einen Klang. Etwas, das bleibt. Denn Dankbarkeit mit DIS ist für uns nicht einfach ein positives Gefühl. Sie ist ein Anker. Manchmal leise. Manchmal tief. Und manchmal auf völlig unterschiedliche Arten spürbar, eben weil wir viele sind.
In diesem Artikel zur Blogparade von https://www.birgit-buchmayer.de/blogparade-dinge-fuer-die-ich-dankbar-bin/ möchten wir euch mitnehmen in unsere Welt der Dankbarkeit. In eine Innenwelt voller Stimmen, Erinnerungen, Reaktionen… und dennoch mit einem geteilten Bedürfnis nach Verbindung und Licht.
Dankbarkeit mit DIS – was bedeutet das überhaupt?
In einer Dissoziativen Identitätsstruktur ist Dankbarkeit nicht nur „ein“ Gefühl.
Manche von uns spüren sie intensiv, während andere keinen Zugang haben. Einige begegnen ihr mit Misstrauen, vor allem weil zu oft „Dankbarkeit“ eingefordert wurde, wo eigentlich Schutz gefehlt hätte.
Trotzdem haben wir über die Jahre entdeckt: Dankbarkeit darf sich entwickeln. Auf unsere Weise und in unserem Tempo. Und mit all den Stimmen, die wir sind. Sie zeigt sich oft nicht laut.
Sondern in kleinen Momenten.
- Wenn jemand aus dem System still eine Seite im Journal füllt.
- Wenn wir draußen sitzen und das Licht auf unserer Haut spüren.
- Wenn eine andere Persönlichkeit zum ersten Mal „Danke“ sagen kann, nicht aus Pflicht, sondern aus innerer Berührung.

Dankbarkeit mit DIS – 5 Beispiele
🫂 1. Innere Verbindung
Es ist nicht selbstverständlich, dass wir einander spüren. Oder zuhören. Oder zusammenhalten. Aber wir erleben es immer öfter, zum Beispiel in kleinen Zeichen, bewusster Kooperation oder in Momenten, in denen wir merken: Wir sind nicht allein in uns selbst. Diese Verbindung ist eines unserer größten Geschenke.
🪶 2. Kreative Ausdrucksmöglichkeiten
Malen. Schreiben. Collagen kleben. Bewegungen spüren.
Kreativität ist für viele von uns ein Weg, sich zu zeigen, ohne sich erklären zu müssen. Und dafür sind wir dankbar. Nicht nur für das Tun selbst, sondern auch dafür, dass wir gelernt haben, dass es genauso okay ist, nicht „gut“ zu sein, denn es reicht, da zu sein.
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🌳 3. Natur und Licht
Draußen zu sein hilft uns oft, uns selbst wiederzufinden. Die Sonne auf der Haut, der Geruch von Erde, das Rauschen der Blätter. Für einige Persönlichkeiten ist das der einzige Moment am Tag, in dem sie wirklich atmen können. Dankbarkeit heißt hier: Wir sind da. Und der Boden trägt uns. Gerade deshalb bedeutet Natur für uns viel mehr als „draußen sein“
🤝 4. Menschen, die uns echt begegnen
Nicht viele verstehen DIS. Aber es gibt Menschen, die zuhören, ohne zu werten. Die Raum lassen, ohne Druck. Die uns nicht auf unsere Diagnose reduzieren. Für solche Begegnungen sind wir zutiefst dankbar, denn sie machen etwas möglich, das so lange gefehlt hat: Vertrauen.
🔐 5. Sichere Räume – innen wie außen
Es gibt Ecken in unserer Wohnung, die fühlen sich nach uns an.
Innere Orte, an denen Persönlichkeiten sich sicher fühlen.
Es gibt Routinen, Rituale, Worte, die wir selbst erschaffen haben.
Für diese Räume, diese Inseln im Alltagsmeer, sind wir dankbar. Sie erinnern uns daran, dass wir Einfluss haben.
Dankbarkeit trotz Trauma – geht das?
Diese Frage begleitet uns lange. Dürfen wir dankbar sein, obwohl wir Gewalt erlebt haben?
Oder trotz der Folgen, mit denen wir leben?
Unsere Antwort: Wir müssen nicht dankbar sein für das, was uns verletzt hat.
Aber gleichzeitig dürfen wir dankbar sein für das, was uns trägt.
Denn Dankbarkeit ist kein „positives Denken“. Sie ist ein Erkennen von Kraftquellen.
Und manchmal ist sie genau das, was uns durch dunkle Phasen trägt.

Dankbarkeit mit DIS – als zartes Netz aus innen und außen
Wir sind viele. Und viele erleben die Welt unterschiedlich.
Aber es gibt Momente, in denen in uns etwas still wird. Und aus diesem Stillsein wächst ein Gefühl. Kein lautes, kein überströmendes. Eher wie ein warmer Faden, der durch uns zieht.
Dieser Faden heißt Dankbarkeit.
Für Worte, die kommen. Atemzüge, die bewusst sind.
Für das Leben, das wir heute führen dürfen , mit all seiner Komplexität, aber auch mit echter Verbindung.
50 Dinge, für die wir dankbar sind
- Eine Decke, die sich richtig anfühlt
- Persönlichkeiten, die uns nachts beruhigen
- Musik, die uns verbindet
- Innenräume, die Sicherheit geben
- Der erste Kaffee am Morgen
- Wenn jemand aus dem System schreibt
- Worte, die uns verstehen
- Spaziergänge in der Natur
- Menschen, die ohne Bewertung zuhören
- Der Duft von frisch gewaschener Wäsche
- Wenn wir wieder zusammenfinden
- Stifte, mit denen gerne gemalt wird
- Tagebuchseiten, die ehrlich sein dürfen
- Kleine Rituale, die Halt geben
- Eine Stimme von innen, die sagt: „Ich bin da“
- Unsere Therapeutin
- Der Moment, in dem eine Erinnerung klar wird
- Kreative Impulse, die einfach auftauchen
- Gemeinschaft in der DIS-Community
- Regen, der draußen leise prasselt
- Wenn wir lachen können, also wirklich
- Das Gefühl, nicht mehr allein zu sein
- Innere Kommunikation, die gelingt
- (Hör-)Bücher, die uns in andere Welten tragen
- Wenn jemand uns ein „Ihr dürft“ schenkt
- Tiere, die uns spüren ohne zu fragen
- Der erste Sonnenstrahl nach dunklen Tagen
- Unsere Fantasie, als Kraft und Schutz
- Die Erlaubnis, Fehler zu machen
- Innere Namen, die Identität geben
- Wenn jemand zum ersten Mal etwas sagt
- Lieblingspullis, die uns einhüllen
- Der Klang vertrauter Stimmen
- Wenn jemand malt und niemand unterbricht
- Das Gefühl, im eigenen Körper anzukommen
- Menschen, die uns nicht auf die Diagnose reduzieren
- Das Schreiben dieses Blogs
- Wenn wir gemeinsam entscheiden können
- Erinnerungen, die leichter werden
- Gerüche, die Geborgenheit bringen
- Unsere Resilienz, auch wenn wir sie nicht immer spüren
- Wenn jemand aus uns mutig ist
- Dass wir uns gegenseitig tragen können
- Das erste „Ich bin nicht schuld“
- Zitate, die uns ins Herz treffen
- Farben, die etwas lösen
- Zeit, in der nichts erwartet wird
- Träume, die heilend sind
- Freundschaft, innen wie außen
- Dass wir heute hier sind, lebendig, viel und verbunden
Liebe Nikas,
Vielen Dank für euren Artikel und euren Mut, euch hier zu zeigen. Euer Schlüsselsatz ist für mich: “ Wir müssen nicht dankbar sein für das, was uns verletzt hat. Aber gleichzeitig dürfen wir dankbar sein für das, was uns trägt.“ Das bewegt und berührt mich sehr und verändert die Sicht auf viele Dinge in mir.
Herzliche Grüße, Birgit
Vielen lieben Dank für deine Worte 🧡