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DIS im Interview – Fragen, die wir uns wünschen

Einleitung – Wenn Viele sprechen dürfen

Wie führt man ein Interview mit jemandem, der viele ist?
Was fragt man eine Innenwelt, die sich ständig verändert, die mehr als eine Stimme kennt, mehr als eine Perspektive? DIS im Interview – Was wir uns wünschen würden.

Die Blogparade https://klarplatz.de/aufruf-zur-blogparade-7-fragen-die-ich-mir-in-einem-interview-mit-mir-wuensche-und-auch-beantworte/ lädt ein, sich selbst zu befragen.
Und für uns ist das ein besonderer Moment. Denn viele von uns wurden lange nicht gefragt. Nicht gehört. Nicht gesehen.

DIS im Interview – das ist für uns kein klassisches Frage-Antwort-Spiel. Es ist ein Gespräch in Bewegung. Ein Raum, in dem Verschiedenes nebeneinander stehen darf. Wo nicht alles zusammenpassen muss. Wo Wahrheiten nebeneinander leben können.

Deshalb teilen wir heute sieben Fragen, die wir uns selbst wünschen, aus unserem System heraus, mit Stimmen von innen. Und mit Antworten, die vielleicht nicht „rund“ sind, aber ehrlich.

Hinweis: Die Antworten sind von der Rechtschreibung angepasst, auch bei Zitaten von Minis, damit es verständlich ist.

1. Wann fühlen wir uns wirklich gesehen?

Es gibt einen Unterschied zwischen Verstehen und wirklichem Gesehenwerden.
Verstehen kann technisch sein. Gesehenwerden ist Beziehung.

DIS im Interview – Unsere Antworten

  • „Ich fühle mich gesehen, wenn jemand uns nicht kategorisiert, sondern echt begegnet.“
  • „Wenn ich male und niemand fragt, was das soll. Sondern einfach hinschaut.“
  • „Wenn wir innen ruhig bleiben dürfen, auch wenn wir außen nichts erklären.“
  • „Als unsere Therapeutin sagte: ‚Ich sehe euch, nicht nur eure Schutzstrategien.‘ Da ist was in uns aufgegangen.“
  • „Wenn ich einfach ich selber sein darf, auch wenn ich ein Kind in einem großen Körper bin.“
Gesehen werden mit DIS

2. Was bedeutet für uns Chaos und was Ordnung?

Innen kann es still sein, während außen Chaos herrscht. Und manchmal tobt es innen, obwohl draußen alles ruhig wirkt.

DIS im Interview – Unsere Antworten

  • „Chaos ist, wenn niemand weiß, wer vorne ist. Wenn Stimmen rufen, aber keiner zuhört.“
  • „Wenn Erinnerungen kommen, die niemand einordnen kann.“
  • „Ordnung ist, wenn jeder einen Platz hat. Nicht gleichzeitig, aber nacheinander. Und mit Achtung.“
  • „Ordnung heißt nicht Klarheit, sondern Verbindung.“
  • „Also ich liebe Chaos und finde zu viel Ordnung unheimlich.“
Chaos und Ordnung mit DIS

3. Welche Frage nervt uns und warum?

Es gibt Fragen, die neugierig gemeint sind, aber schmerzhaft treffen. Besonders, wenn sie unsere Würde berühren.

DIS im Interview – Unsere Antworten

  • ‚Ist das echt oder gespielt?‘‘.
    „Das ist keine echte Frage, das ist ein Zweifel an unserem Erleben.“
    „Ich red doch grad mit dir, also die Frage versteh ich nicht.“
    „Ich bin doch kein Spielzeug, sondern ein Mensch.“
  • ‚Kannst du das Wechseln zeigen?‘.
    „Wir sind kein Spektakel. Wir sind ein Leben.“
    „Ich bin doch kein Tier im Zoo.“
    „Wenn ich das zeigen könnte, also beeinflussen, dann wäre ich öfter vorne.“
  • Ist das wie in Split oder in Serien, wo jemand böse wird?.
    „Wir sind keine Filmfiguren. Wir sind keine Schublade. Und wir brauchen keine Gruselfantasien über uns.“
    „Ich kenne den Film und finde den an sich auch gut, aber warum muss alles immer so böse dargestellt werden? Wir sind nicht böse!“
  • ‚Und wie viele seid ihr eigentlich?‘.
    „Willst du zählen oder verstehen?“
    „Wenn ich das wüsste…“

Und es sind oft nicht nur die Fragen, sondern auch die Grundhaltung von Menschen. Hier geht es zu unserem Blogartikel „Welche Haltung von Mitmenschen hilft?“.

DIS im Interview - Fragen, die wir uns wünschen

4. Was haben wir lange nicht erzählt und warum nicht?

Manche Dinge verschweigt man nicht aus Scham. Sondern aus Schutz. Oder weil einem selbst die Worte fehlen.

DIS im Interview – Unsere Antworten

  • „Dass wir uns früher selbst nicht geglaubt haben. Ich dachte, wir spinnen. Und ich hatte Angst, dass mir eh keiner glaubt.“
  • „Wie oft wir nicht wissen, wie alt wir sind. Oder wo wir gerade waren. Das kann mir doch keiner glauben und dann will doch keiner was mit mir zu tun haben.“
  • „Dass jemand von uns oft nachts wach ist, einfach, um zu wachen. Das hört sich für andere doch total paranoid an.“
  • „Dass wir manche Bilder malen, die wir selbst nicht deuten können. Aber wir spüren, dass sie stimmen. Was sollen denn andere denken? Dass ich unberechenbar bin?“
  • „Ich hab jahrelang so getan, als wäre ich eine Person. Dabei war ich es nie allein. Ich dachte, wenn ich das sage, verliere ich alles: Freunde, Arbeit, Respekt. Und leider war es bei manchen Freunden auch so.“
  • „Dass ich manchmal ganze Gespräche vergesse. Und dann so tue, als wüsste ich alles. Sonst hält man mich doch für unzuverlässig und respektlos.“
  • „Dass in uns jemand ist, der nie spricht, aber trotzdem sehr präsent ist. Das hört sich für andere doch an, als hätten wir was böses in uns.“
  • „Dass ich Stimmen in mir höre. Nicht laut. Aber klar. Und dass sie mir helfen. Ich dachte man sperrt mich weg.“
DIS im Interview - Reden dürfen

5. Was hat uns geholfen, uns selbst ernst zu nehmen?

Selbstachtung ist nicht laut. Sie beginnt oft leise, mit einem Blick, einem Satz, einem Moment, in dem man sich selbst glaubt.

DIS im Interview – Unsere Antworten

  • „Bücher über DIS. Endlich Begriffe für das, was in uns lebt.“
  • „Menschen, die uns nicht überfordert angeschaut haben, sondern einfach da waren.“
  • „Ein Blatt Papier. Und die Erlaubnis, alles rauszulassen.“
  • „Innere Verbindung. Das Gefühl: Ich bin nicht allein in mir.“
  • „Unsere Therapeutin, die erste Person, die wirklich UNS gesehen hat.“
  • „Menschen aus unserem Umfeld, die sich darauf eingelassen haben uns in der Mehrzahl anzusprechen.“
DIS und Selbstannahme

6. Was würden wir unserem früheren Ich sagen wollen?

Manchmal wünschten wir, wir könnten zurück und einer ganz bestimmten Stimme in uns sagen: Du warst nie falsch.

DIS im Interview – Unsere Antworten

  • „Du bist nicht zerbrochen. Du bist klug geschützt.“
  • „Du darfst fühlen. Und du darfst auch aufhören zu kämpfen.“
  • „Es war nicht deine Schuld. Nie.“
  • „Du wirst Menschen finden, die dich erkennen. Auch wenn du dich noch nicht zeigen kannst.“
  • „Du wirst das überleben.“
DU bist gut so wie du bist

7. Warum erzählen wir das heute öffentlich?

Weil es Zeit ist. Weil Schweigen Schutz war und jetzt Ausdruck Schutz bedeutet.

DIS im Interview – Unsere Antworten

  • „Weil wir uns früher solche Texte gewünscht hätten.“
  • „Weil andere viele das lesen und sich wiederfinden dürfen.“
  • „Weil wir unsere Geschichte nicht länger verstecken, sondern teilen, in unserer Sprache.“
  • „Weil Sichtbarkeit auch Heilung ist.“
  • „Weil wir früher dachten, wir sind die Einzigen. Und heute wissen: Das stimmt nicht.“
  • „Weil uns jemand Mut gemacht hat. Und wir das weitergeben wollen.“
  • „Weil es Menschen gibt, die nicht wissen, wie wertvoll sie sind – bis sie sich in einem Satz von uns wiederfinden.“
  • „Weil jede Geschichte, die wir erzählen, ein Faden ist. Und irgendwann wird daraus ein Netz, das trägt.“
  • „Weil es uns gibt und Menschen das wissen sollen.“
Unsere Wahrheit

Fazit: Unsere Antworten sind viele – Und das ist gut so

Dieses Interview hat keine klare Linie. Und das ist okay.
Denn DIS im Interview bedeutet für uns nicht, dass alles geordnet ist, sondern dass alles da sein darf. Unsere Stimmen. Unsere Gedanken. Unsere Geschichte. Und auch unsere Erkenntnis:

Wir sind viele. Wir sind nicht falsch. Und wir dürfen uns selbst zuhören.

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