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DIS & Selbstwert – Wie wir gelernt haben, nicht mehr „falsch“ zu sein

Einleitung – Wir dachten lange, wir seien falsch, weil wir viele sind

Es gab keinen einzelnen Moment, in dem wir das dachten.
Es war eher ein Grundgefühl, das sich durch unsere Kindheit, Jugend und das frühe Erwachsenenleben zog. Immer wieder dieses leise, schmerzhafte Echo: „So wie ihr seid, stimmt etwas nicht.“ DIS und Selbstwert ist da so eine Sache.

Wir passten nicht ins Bild. Nicht in den Alltag. Nicht einmal in uns selbst.
Zu sprunghaft, zu sensibel, zu still, zu wechselhaft, zu vergesslich, zu intensiv.
Zu viel und gleichzeitig nie genug.

Dass wir mit einer Dissoziativen Identitätsstruktur (DIS) leben, wussten wir damals nicht. Aber das Gefühl, falsch zu sein, war schon da. Und es prägte unseren Selbstwert über Jahre. Manchmal leise, manchmal schneidend, manchmal lähmend.

Heute schreiben wir diesen Beitrag im Rahmen der Blogparade „Warum ich lange gedacht hab, dass ich falsch bin“ von Daniela Brandl.
Weil genau dieses Gefühl viele von euch kennen, besonders, wenn ihr anders fühlt, anders funktioniert, anders wahrnehmt.

Wir möchten euch mitnehmen auf unseren Weg.
Vom inneren Misstrauen zur Annahme. Vom Zerfall zum Selbstverständnis.
Und hin zu der Erkenntnis, dass DIS & Selbstwert sich nicht ausschließen.
Im Gegenteil: Dass viele zu sein auch bedeuten kann, viele gute Gründe zu finden, sich selbst ernst zu nehmen.

DIS und Selbstwert – Das Gefühl, falsch zu sein

Viele von uns kennen diesen Satz schon aus der Kindheit: „Mit dir stimmt doch was nicht.“
Mal direkt ausgesprochen, mal zwischen den Zeilen, mal durch das Schweigen anderer.

Als Menschen mit einer Dissoziativen Identitätsstruktur haben wir dieses Gefühl früh verinnerlicht. Nicht, weil wir tatsächlich falsch waren, sondern weil niemand erklären konnte, was in uns passiert. Warum wir mal so und mal ganz anders wirkten. Warum wir uns an Dinge nicht erinnern konnten. Warum unsere Reaktionen für andere „übertrieben“ wirkten oder gar nicht vorhanden waren.

DIS & Selbstwert. Das ist eine Beziehung, die oft unter schwierigen Bedingungen beginnt.
Denn Selbstwert entsteht in Beziehung. Und wenn diese Beziehungen uns schon früh vermitteln, dass wir zu viel, zu anders, zu falsch sind… bleibt von uns selbst oft nur Unsicherheit zurück.

Wir hatten nicht die Worte für das, was mit uns los war.
Aber wir hatten das Gefühl: Ich bin das Problem.

DIS und Selbstwert

DIS und Selbstwert – Die Welt im Außen

Wer mit einer DIS-Struktur lebt, begegnet oft einer Umgebung, die nicht darauf vorbereitet ist.
Lehrpersonen, die unsere Konzentration nicht verstehen. Freundschaften, die an unserer Uneindeutigkeit zerbrechen. Arbeitgeber:innen, die „Zuverlässigkeit“ einfordern, ohne zu sehen, was wir leisten, um überhaupt zu erscheinen.

Die Botschaft, die wir dabei oft bekommen, ist klar: Du genügst nicht.

Und genau da wird das Thema DIS & Selbstwert so brisant. Denn Selbstwert speist sich nicht nur aus dem Innen, sondern auch aus den Reaktionen des Außen. Wenn das Außen ständig zurück spiegelt, dass wir zu anstrengend, zu instabil oder zu widersprüchlich sind, verinnerlichen viele von uns: Dann bin ich eben falsch.

Dabei sind wir nicht zu kompliziert. Wir sind nur anders strukturiert.
Unsere Vielfalt ist kein Fehler. Unsere Reaktionen kein Drama. Unsere Innenwelt kein Defizit. Aber wenn uns das niemand sagt, glauben wir es selbst irgendwann nicht mehr.

Die Welt im Außen

Der Moment, in dem sich etwas verändert – Und was wir dabei wirklich verstehen

Bei uns kam dieser Moment nicht plötzlich. Nicht wie eine große Erkenntnis, sondern wie ein stilles Wiedererkennen: „Wir sind viele. Und das ist nicht falsch, das ist unsere Realität.“

Die DIS-Diagnose war keine Rettung, aber eine Erklärung. Ein Anfang. Eine Einladung, uns selbst nicht mehr infrage zu stellen, sondern zu verstehen. Wir konnten beginnen, unsere Symptome nicht mehr als persönliches Scheitern zu deuten, sondern als Ausdruck von etwas sehr Logischem: Ein komplexes System, das entstanden ist, um Schlimmes zu überleben.

Das hat unseren Selbstwert nicht sofort geheilt. Aber es hat einen neuen Boden gelegt.
Einen, auf dem wir erstmals stehen konnten.

DIS und Selbstwert - Neuanfang

DIS und Selbstwert – Wie wir heute mit diesem alten Gefühl umgehen

Das Gefühl, falsch zu sein, verschwindet nicht komplett, aber heute erkennen wir es, wenn es sich zeigt. Und wir glauben ihm nicht mehr alles.

Denn wir haben gelernt: Unser Selbstwert hängt nicht davon ab, wie gut wir funktionieren, sondern davon, wie wir uns selbst begegnen.

DIS & Selbstwert bedeutet für uns heute:

  • jede Persönlichkeit in ihrer Würde zu sehen
  • Unterschiedlichkeit als Teil des Ganzen anzuerkennen
  • nicht länger an äußere Erwartungen angepasst zu leben

Es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, nicht dafür, „normal“ zu sein, sondern dafür, uns gut zu begleiten. Und es bedeutet auch, uns zu trösten, wenn alte Muster wieder laut werden.

Gut genug

Was uns heute stärkt – Und was Selbstwert in unserem Alltag bedeutet

Unser Selbstwert ist heute nicht perfekt, aber er ist gewachsen. Und das ist vielleicht das Wichtigste: Er ist nicht mehr nur abhängig davon, wie wir gerade drauf sind.

Was uns stärkt:

  • Selbstfreundliche Sprache
    Wir sprechen anders mit uns. Sanfter. Wahrer. Mitfühlender.
  • Verbindung vor Leistung
    Wir achten mehr auf unser Innenleben als auf äußere Wirkung.
  • Kleine Schritte feiern
    Ein Tag ohne Rückzug. Eine bewusste Entscheidung. Ein Nein ohne Scham.
  • Rückschläge als Teil der Entwicklung sehen
    Wir lernen – nicht linear, aber stetig.
  • Andere viele Menschen
    Austausch, Wiedererkennen, Verstehen ohne Erklären zu müssen und das tut gut

Ihr möchtet mehr darüber wissen, wir wir mit unserer DIS mentale Stärke und Halt empfinden, dann schaut gerne mal in diesen Artikel: https://www.nikasleben.com/dis-und-mentale-staerke/

DIS und Selbstwert - Wir dürfen sein

Fazit – Wir waren nie falsch, sondern viele

Heute sagen wir das mit Überzeugung:
Wir waren nie falsch.
Wir waren viele.
Wir waren verletzt.
Wir haben überlebt.

Und heute leben wir.

DIS & Selbstwert, das war lange ein innerer Konflikt.
Heute ist es eine Beziehung, die wir pflegen.

Nicht perfekt. Aber echt. Und mutig. Und würdig.

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