|

DIS und Sichtbarkeit – Warum wir heute sichtbar leben, auch wenn wir viele sind

DIS und Sichtbarkeit: Diese beiden Begriffe schienen für uns lange Zeit unvereinbar. Die Entscheidung, mit einer Dissoziativen Identitätsstörung (DIS) sichtbar zu leben, ist alles andere als selbstverständlich. Für viele von uns war jahrelang das Verstecken überlebenswichtig, ein Schutzschild gegen eine Welt, die unsere Realität nicht verstand oder akzeptierte. Heute leben wir bewusst sichtbar, und das hat gute Gründe.

Dieser Text ist Teil der Blogparade „Zeig, wer du bist“ von Minschtl und für uns ein stiller Akt von Mut und Verbindung.

Der Weg aus dem Schatten: DIS und Sichtbarkeit verstehen

DIS und Sichtbarkeit – lange Zeit glaubten wir, dass unsere Vielheit ein dunkles Geheimnis bleiben müsse. Die Scham, die Angst vor Ablehnung und die ständige Sorge, als „verrückt“ abgestempelt zu werden, hielten uns gefangen. Wir lernten perfekt zu maskieren, zu switchen, ohne dass es jemand bemerkte, und jeden Anflug unserer inneren Vielfalt zu unterdrücken.

Das Thema DIS und Sichtbarkeit betrifft viele von uns: Dieser Zustand war erschöpfend. Das ständige Versteckspiel kostete uns unglaublich viel Energie, Energie, die wir für Heilung, für Wachstum, für ein authentisches Leben hätten nutzen können. Wir merkten: Das Verstecken schützte uns vielleicht vor äußeren Reaktionen, aber es verhinderte auch, dass wir wirklich leben konnten.

DIS und Sichtbarkeit - Authentizität

Warum DIS und Sichtbarkeit für uns wichtig ist

Authentizität ermöglicht echte Beziehungen

Als wir begannen, offen über unsere DIS zu sprechen, geschah etwas Unerwartetes: Die Menschen, die geblieben sind, sind die, die uns wirklich sehen und akzeptieren. Das Thema DIS und Sichtbarkeit brachte uns näher zu den Menschen, die wirklich wichtig sind. Ja, einige haben sich abgewendet, aber diese Beziehungen waren vielleicht dann ohnehin nicht auf einem ehrlichen Fundament aufgebaut.

Die Freundschaften, die entstanden sind, seit wir authentisch leben, sind tiefer und bedeutsamer. Es ist befreiend, nicht mehr ständig überlegen zu müssen, wer gerade „nach außen“ ist, oder Angst zu haben, dass jemand unsere Vielheit bemerkt.

Freundschaften mit DIS

Entstigmatisierung durch Aufklärung

Jeder von uns, der sichtbar lebt, trägt dazu bei, die Mythen und Vorurteile rund um DIS abzubauen. DIS und Sichtbarkeit sind eng miteinander verbunden, wenn es um Aufklärung geht. Wenn Menschen uns im Alltag erleben (als Nachbarn, Kollegen, Freunde), sehen sie, dass wir keine „gefährlichen Verrückten“ sind, sondern Menschen mit einer komplexen, aber bewältigbaren Struktur.

Wir zeigen durch unser Leben, dass DIS und Sichtbarkeit sich nicht widersprechen: Viele von uns sind durch unsere Erfahrungen besonders empathisch, kreativ und resilient geworden.

Selbstfürsorge und Heilung

Sichtbarkeit bedeutet auch, dass wir unsere Bedürfnisse kommunizieren können. Wir können um Pausen bitten, wenn wir switchen müssen. Wir können erklären, warum wir manchmal anders reagieren. Wir können Unterstützung annehmen, ohne komplizierte Erklärungen erfinden zu müssen.

Diese Offenheit hat unsere Heilung beschleunigt. Statt Energie ins Verstecken zu stecken, können wir sie für Therapie, Selbstreflexion und das Kennenlernen unserer Innenpersonen nutzen.

DIS und Sichtbarkeit: Die Herausforderungen bleiben real

Sichtbar zu leben bedeutet nicht, dass alles einfach wird. Wir stoßen immer noch auf Unwissen, Vorurteile und manchmal sogar Diskriminierung. Es gibt Tage, an denen wir uns wünschen, einfach „normal“ zu sein, an denen die Blicke und Fragen zu viel werden.

Aber wir haben gelernt, dass diese Herausforderungen der Preis für ein authentisches Leben sind, und dass dieser Preis es wert ist. Wir haben Strategien entwickelt, um mit negativen Reaktionen umzugehen, und ein Unterstützungsnetzwerk aufgebaut, das uns trägt.

Was Sichtbarkeit nicht bedeutet

Sichtbar zu leben heißt nicht, dass wir jedem Menschen, den wir treffen, von unserer DIS erzählen. Es bedeutet nicht, dass wir alle unsere Innenpersonen preisgeben oder private Details unserer Traumageschichte teilen müssen.

Sichtbarkeit bedeutet für uns: Wir verstecken uns nicht mehr aktiv. Wir lassen Switches zu, wenn sie passieren. Wir sprechen offen über unsere Bedürfnisse. Wir leben authentisch, ohne ständig zu maskieren.

DIS und Sichtbarkeit: Ein Mut, der sich lohnt

Heute können wir sagen: Die Entscheidung, sichtbar zu leben, war eine der besten, die wir je getroffen haben. Sie hat uns nicht nur als System gestärkt, sondern auch anderen geholfen. Wir bekommen regelmäßig Nachrichten von Menschen, die sagen: „Durch euch habe ich verstanden, dass ich nicht allein bin“ oder „Ihr habt uns Mut gemacht, auch offen zu leben“.

Diese Resonanz zeigt uns, wie wichtig es ist, dass wir uns zeigen. Jeder von uns, der den Mut fasst, authentisch zu leben, macht es für andere ein bisschen leichter.

DIS und Sichtbarkeit kann Brücken bauen

An euch, die noch überlegen

Falls ihr selbst mit DIS lebt und überlegt, ob ihr sichtbarer werden wollt: Es ist okay, wenn ihr noch nicht bereit seid. Jeder geht seinen eigenen Weg und in seinem eigenen Tempo. Sichtbarkeit ist kein Muss, sondern eine Wahl.

Aber wenn ihr spürt, dass das Verstecken euch mehr kostet als nutzt, wenn ihr euch nach authentischen Beziehungen sehnt, wenn ihr müde seid von den Masken, dann wisst, dass ihr nicht allein seid. Es gibt eine Community von uns, die diesen Weg bereits gegangen ist und bereit ist, euch zu unterstützen.

Unser Fazit: DIS und Sichtbarkeit ist unser Beitrag für die Welt

Sichtbar zu leben mit DIS ist ein Akt des Mutes, der Selbstliebe und der Hoffnung. Es ist unser Beitrag zu einer Welt, die langsam lernt, dass Vielfalt, auch die in uns, wertvoll und schützenswert ist.

Wir sind viele, und wir sind sichtbar. Und das ist gut so.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert