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DISctionary 🧩 Das Nachschlagewerk

Die Welt der Dissoziativen Identitätsstörung (DIS) ist komplex, oft missverstanden und von vielen Mythen umrankt. Wir haben dieses Nachschlagewerk erstellt, um wichtige Begriffe zu erklären und mehr Verständnis für die verschiedenen Facetten der DIS zu schaffen. Dieser Artikel wird laufend erweitert und kann als eine Art „Wörterbuch“ genutzt werden, wenn in unseren anderen Beiträgen Begriffe auftauchen, die einer genaueren Erklärung bedürfen.

Wichtiger Hinweis vorweg

Die Begriffe in diesem DISctionary sind nicht allgemeingültig. Viele von ihnen werden von zahlreichen Menschen mit DIS verwendet, doch so individuell wie jedes System ist, kann auch die Bedeutung oder Nutzung mancher Begriffe variieren. Dieses Nachschlagewerk soll helfen, grundlegende Definitionen und Konzepte zu vermitteln (und verstehen), erhebt jedoch keinen Anspruch auf universelle Gültigkeit. Falls du eine andere Bedeutung eines Begriffs kennst oder Ergänzungen hast, freuen wir uns über dein Feedback und einen Austausch!

So nutzt du das DISctionary

Unser DISctionary ist alphabetisch aufgebaut und enthält eine Vielzahl an Begriffen rund um die Dissoziative Identitätsstörung. Dank des Inhaltsverzeichnisses kannst du direkt zu einem bestimmten Buchstaben springen. Falls dir ein Begriff fehlt oder du Ergänzungen hast, freuen wir uns über deine Hinweise! Dieses Nachschlagewerk wächst mit der Zeit weiter und soll eine wertvolle Unterstützung für DIS-Menschen, das Umfeld und Interessierte sein.

Begriffe von A-Z

A

Alters: Ein anderer Begriff für Anteile innerhalb eines DIS-Systems. Alters können verschiedene Persönlichkeiten, Alter, Fähigkeiten und Funktionen haben und sich in ihrem Bewusstsein, Verhalten oder ihrer Wahrnehmung stark unterscheiden.

Amnesie: Erinnerungslücken, die durch Dissoziation entstehen. Betroffene können sich an bestimmte Ereignisse, Gespräche oder ganze Zeiträume nicht erinnern.

Anteile: Verschiedene Identitätszustände innerhalb eines Systems. Sie können eigene Namen, Altersstufen, Persönlichkeiten und Aufgaben haben. (siehe auch „Alters“)

Außensystem: Personen, die nicht Teil des Systems sind, also die außenstehende Welt.

B

Bewusstseinsschwankungen: Veränderungen im Erleben von Realität, Identität oder Gedächtnis, die durch Dissoziation verursacht werden.

Blenden: Ein Zustand, in dem ein Anteil die Kontrolle über den Körper hat, sich aber nicht vollständig ausdrücken kann oder mit anderen Anteilen „verschwimmt“.

C

Co-Bewusstsein: Wenn mehrere Anteile gleichzeitig Informationen wahrnehmen oder am Geschehen beteiligt sind.

Co-Hosting: Zwei oder mehrere Anteile teilen sich die Kontrolle über den Körper.

Co-Fronting: Ähnlich wie Co-Hosting, aber mit gleichberechtigter Wahrnehmung und Steuerung.

D

Depersonalisation: Der Mensch erscheint sich selbst als fremd, unwirklich oder verändert. Er erlebt sich als „ein Anderer“. Häufig ist das Gefühl, dass der Körper oder Teile des Körpers nicht mehr zu einem gehören und der Mensch erlebt emotionale Taubheit oder Abstumpfung.

Derealisation: Bei der Derealisation wird die Umwelt universell als fremd wahrgenommen obwohl einzelne Details sehr wohl erkannt und zugeordnet werden können. Menschen, Objekte oder die gesamte Umgebung erscheinen unvertraut, unwirklich, fern, künstlich, zu klein oder zu groß, farblos oder leblos.

Dissoziation: Ein Schutzmechanismus des Gehirns, um überwältigende Erfahrungen oder Traumata zu verarbeiten. Dabei können Gefühle, Erinnerungen oder Identität abgespalten werden.

Dissoziative Amnesie: Bei der dissoziativen Amnesie fehlen dem betroffenen Menschen Erinnerungen aus seiner Vergangenheit teilweise oder gänzlich. Das Ausmaß dieser Erinnerungslücke geht über die normale Vergesslichkeit hinaus. Diese Form der Amnesie ist eine Gedächtnisstörung (Gedächtnisverlust), die durch Traumata oder Stress ausgelöst wurde und zur Unfähigkeit führt, sich an wichtige persönliche Informationen erinnern zu können

Dissoziative Barriere: Eine Art „Mauer“ zwischen Anteilen, die verhindert, dass Erinnerungen oder Emotionen bewusst geteilt werden.

Dissoziative Fugue: Unter einer dissoziativen Fugue versteht man das plötzliche, unerwartete Weglaufen einer Person ohne objektiv feststellbaren Grund. Es ist nicht von Neugier oder Abenteuerlust getrieben, sondern ereignet sich losgelöst vom Willen des Menschen.

Dissoziative Identitätsstörung (DIS): Eine psychische Erkrankung, die durch das Vorhandensein mehrerer Identitätszustände (Anteile) gekennzeichnet ist, die unterschiedlich stark voneinander getrennt sein können.

E

Erwachsene Anteile: Anteile mit einer reiferen oder erwachsenen Wahrnehmung. Oft sind sie für Alltagsaufgaben oder den Schutz jüngerer Anteile zuständig.

Erinnerungssplitter: Einzelne, oft fragmentierte Erinnerungen, die nicht in ein zusammenhängendes Narrativ eingeordnet werden können.

F

Flashback: Plötzliches, intensives Wiedererleben einer traumatischen Erinnerung, oft begleitet von körperlichen oder emotionalen Reaktionen.

Fragmentierung: Der Prozess, bei dem sich Identitätsanteile als Reaktion auf überwältigende Erfahrungen aufspalten. Dies geschieht oft in der Kindheit als Schutzmechanismus, um extreme Belastungen zu bewältigen. Fragmentierung kann dazu führen, dass einzelne Anteile unterschiedliche Erinnerungen, Fähigkeiten oder Persönlichkeitsmerkmale entwickeln.

Fronten: Den Körper bewusst steuern oder im „Vordergrund“ sein. Der Anteil, der gerade frontet, ist in diesem Moment für die Umwelt sichtbar und agiert aktiv.

G

Gatekeeper: Ein Anteil, der den Wechsel zwischen Anteilen kontrolliert oder den Zugang zu Erinnerungen reguliert.

Grounding: Methoden, um sich im Hier und Jetzt zu verankern und Dissoziation zu verringern.

H

Häusliche Gewalt: Häusliche Gewalt hat viele Erscheinungsformen: von der Demütigung, Beleidigung, Bedrohung und Einschüchterung bis hin zu psychischen, körperlichen und sexuellen Misshandlungen oder Freiheitsberaubungen.

Host: Der Hauptanteil oder derjenige, der am häufigsten im Alltag frontet. In vielen Systemen gibt es mehrere Hosts oder ein rotierendes Host-System.

I

Innensystem/Innenwelt: Die innere Welt eines Systems, in der Anteile interagieren, kommunizieren oder sich zurückziehen können.

Innies: Bezeichnung für Anteile, die sich vorwiegend im Innensystem aufhalten und selten oder gar nicht fronten. Sie können eine wichtige Rolle im Systemgeschehen spielen, ohne direkt mit der Außenwelt zu interagieren.

Intrusion: Plötzlich auftretende Gedanken, Gefühle oder Erinnerungen aus anderen Anteilen oder aus der Vergangenheit.

J-K

Konditionierung: Eine Person mental trainieren oder beeinflussen, sodass sie eine bestimmte Sache tut oder erwartet, ohne darüber nachzudenken.

L

Losing Time: Zeitverluste oder Erinnerungslücken, wenn Anteile wechseln und keine durchgehende Erinnerung vorhanden ist.

M

Memory Sharing: Das bewusste oder unbewusste Teilen von Erinnerungen zwischen Anteilen.

Multiples System: Ein anderes Wort für ein DIS-System, das die Existenz mehrerer Identitäten innerhalb eines Körpers beschreibt. (Früher hieß die DIS zum Beispiel auch „multiple Persönlichkeit“)

N-O

Organisierte Gewalt: Systematische Anwendung schwerer Gewalt in Verbindung mit körperlicher & psychischer Gewalt. Sie findet durch mehrere Täter und Täterinnen beziehungsweise Täternetzwerke statt. Häufig ist dies mit kommerzieller Ausbeutung verbunden.

P

Protektor: Ein Anteil, der das System oder bestimmte Anteile vor Gefahren schützt, sei es emotional oder physisch.

Pseudonym: Name, den jemand anstelle seines richtigen Namens führt.

Psychoedukation: Psychoedukation bedeutet die therapeutisch angeleitete Begleitung von Patienten und Angehörigen auf ihrem Weg zu mehr Fachwissen und mehr Überblick über die Erkrankung, die erforderlichen Therapiemaßnahmen und die möglichen Selbsthilfestrategien.

Q-R

Retraumatisierung: Unter Retraumatisierung versteht man eine erneute Traumatisierung durch die Konfrontation mit traumaassoziierten Reizen.

Rituelle Gewalt: Dient eine Ideologie als Begründung oder Rechtfertigung von Gewalt, bezeichnet man dies als rituelle Gewalt. Eine solche Ideologie kann religiös sein und beispielsweise im Kontext von Sekten und Kulten vorkommen oder sich aus einer politischen Überzeugung, zum Beispiel in rassistischen oder faschistischen Gruppierungen, ableiten.

S

Schizophrenie: Dies ist eine psychische Erkrankung, die das Denken, Fühlen und die Wahrnehmung einer Person tiefgreifend beeinflussen kann. Kennzeichnend sind Symptome wie akustische Halluzinationen in Form von Stimmenhören, ein zum Teil bizarr anmutender Wahn, Schwierigkeiten, zwischen Ich und Umwelt zu unterscheiden, sowie Veränderungen der Stimmung und des Denkens und Sprechens. Auch Störungen der Motorik können auftreten.

Singuläre Menschen: Menschen ohne DIS, die nicht mehrere Persönlichkeitsanteile haben.

Stalking: Mittlerweile versteht man unter Stalking das beharrliche Verfolgen, penetrantes Belästigen und Nachstellen einer Person gegen deren Willen, so dass sie in ihrer Lebensgestaltung schwerwiegend beeinträchtigt wird.

Switch: Der Wechsel von einem Anteil zum anderen, oft begleitet von Erinnerungslücken, Bewusstseinsveränderungen oder Verhaltensänderungen.

System: Die Gesamtheit aller Anteile innerhalb einer Person mit DIS.

T

Trigger: Ein Reiz, der Dissoziation, Flashbacks oder das Switchen auslösen kann.

U-V

(noch keine Einträge – wird ergänzt)

W

Wechsel: Siehe „Switch“.

X-Y-Z

(noch keine Einträge – wird ergänzt)

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