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Welche Grundhaltung von Mitmenschen hilft? – Und welche nicht!

„Wie kann ich dich unterstützen?“ – Warum diese Grundhaltung Gold wert ist 💛
Dissoziative Identitätsstörung (DIS) ist für viele ein Rätsel. Selbst gut informierte Menschen stehen manchmal hilflos da und fragen sich: „Wie gehe ich mit jemandem um, der eine DIS hat? Was ist hilfreich – und was kann schaden?“. Die Antwort darauf ist eiiiiiigentlich simpel: Es geht nicht darum, alles zu verstehen – sondern darum, mit Respekt, Offenheit und Empathie zu begegnen.
In diesem Artikel schreiben wir darüber, welche Grundhaltungen für Menschen mit DIS (unserer Meinung nach) wirklich unterstützend sind und welche eher problematisch oder sogar schädlich sein können.

Die Grundhaltungen, die uns guttun

1. Grundhaltung – Offenheit statt Schubladendenken

DIS ist keine Schablone, die auf jeden gleich passt. Jedes System (hier kannst du auch nochmal nachlesen, was ein System bei einer DIS ist) ist anders organisiert, hat eigene Bedürfnisse, Trigger und Dynamiken.

Hilfreich ist:

  • ✅ Uns als individuelle Menschen zu sehen, nicht nur als „jemand mit DIS“.
  • ✅ Fragen zu stellen, anstatt vorschnelle Schlüsse zu ziehen.
  • ✅ Zu akzeptieren, dass unser Erleben sich von deinem unterscheiden kann.

    Problematisch ist:
  • ❌ Uns mit Filmklischees oder Horrorgeschichten aus den Medien zu vergleichen.
  • ❌ Zu denken, dass du alles über DIS weißt, nur weil du einmal einen Artikel darüber gelesen hast.
  • ❌ Annahmen zu treffen, ohne mit uns zu sprechen.

Falls du etwas über unsere Innenwelt wissen möchtest, frag uns direkt – aber akzeptiere, wenn wir nicht alles erzählen möchten! Deine Grundhaltung zählt!

Grundhaltung, die DIS-Menschen hilft

2. Grundhaltung – Respekt vor Grenzen, auch wenn sie ungewohnt sind

Viele von uns haben in der Vergangenheit gelernt, dass unsere Grenzen nicht zählen. Gerade deshalb ist es für uns umso wichtiger, dass sie in der Gegenwart respektiert werden.

Hilfreich ist:

  • ✅ Ein „Nein“ nicht persönlich zu nehmen.
  • ✅ Zu verstehen, dass manche Situationen oder Themen für uns belastender sein können als für andere.
  • ✅ Uns nicht zu drängen, wenn wir mit einer Antwort zögern.

    Problematisch ist:
  • ❌ Unsere Grenzen infrage zu stellen oder uns zu überreden.
  • ❌ Uns zu sagen, wir sollen uns „nicht so anstellen“.
  • ❌ Anzunehmen, dass wir immer gleich funktionieren – manche Tage laufen anders als andere.

Respektiere unsere „Stoppschilder“, auch wenn du sie nicht verstehst. Diese Grundhaltung ist ein riesiges Zeichen von Wertschätzung!

„Ich bin (….) und ich habe eine Gedicht geschrieben zum Thema Grenzen, weil es für uns ein so wichtiges Thema ist!“

Stoppschilder im Nebel

Unsere Grenzen, oft verblasst,
zu oft verlacht, zu oft verpasst.
Ein „Nein“, das leise in uns brennt,
weil niemand seine Sprache kennt.

Wir haben gelernt, uns klein zu machen,
zu lächeln, wenn wir nicht mehr lachen,
zu nicken, wenn das Herz laut schreit,
weil Widerstand nur Schmerz verleiht.

Doch heute stell’n wir Schilder auf,
mit rote Zeichen vorne drauf.
Sie flackern manchmal, stehen schief –
doch ihre Botschaft bleibt aktiv.

Nicht jedes Tor steht weit für dich,
nicht jeder Weg führt bis ins Licht.
Respektierst du, wo die Schranken sind,
dann zeigst du uns: Wir sind nicht blind.

Denn Grenzen sind kein harter Stein,
sie sagen nur: Hier darf ich sein.
Wer sie erkennt, wer sie bewahrt,
hat uns im tiefsten Kern gewahrt.

3. Grundhaltung – Geduld mit unserer Kommunikation

Unsere Art zu kommunizieren kann sich unterscheiden. Manche von uns reden viel und detailliert, andere eher wenig. Manchmal dauert es, bis wir unsere Gedanken sortiert haben – oder ein anderer Anteil übernimmt das Gespräch.

Hilfreich ist:

  • ✅ Uns die Zeit geben, die wir brauchen, um Dinge zu erklären.
  • ✅ Aktiv zuzuhören und nachzufragen, wenn etwas unklar ist.
  • ✅ Nicht genervt zu reagieren, wenn unsere Antworten mal etwas chaotischer sind.

    Problematisch ist:
  • ❌ Ungeduld („Jetzt komm doch mal zum Punkt!“).
  • ❌ Abwertende Kommentare wie „Das macht doch keinen Sinn“.
  • ❌ Genervtes Augenrollen, wenn wir uns wiederholen oder Dinge anders erzählen als vorher.

DIS bedeutet oft, dass sich Erinnerungen oder Perspektiven unterscheiden. Es ist keine Absicht, wenn wir Dinge unterschiedlich erzählen. Bleib in deiner Grundhaltung offen und zugewandt.

Grundhaltung Geduld
Gezeichnet von einem Persönlichkeitsanteil mit ProCreate.

4. Grundhaltung – Verständnis für unsere Realität

Unsere Wahrnehmung kann sich je nach Situation oder Anteil verändern. Flashbacks, Dissoziationen oder plötzliche Gefühlsschwankungen sind für uns real – auch wenn sie für Außenstehende (wie dich) nicht immer nachvollziehbar sind.

Hilfreich ist:

  • ✅ Unser Erleben ernst zu nehmen, auch wenn es dir fremd vorkommt.
  • ✅ Zu fragen: „Was brauchst du/braucht ihr gerade?“ statt zu urteilen.
  • ✅ Ruhe zu bewahren, wenn wir dissoziieren oder in einen Flashback geraten.

    Problematisch ist:
  • ❌ Sätze wie „Das bildest du dir doch nur ein“ oder „Stell dich nicht so an“.
  • ❌ Unsere Realität herunterzuspielen oder uns das Gefühl zu geben, wir seien „verrückt“.
  • ❌ Von uns zu verlangen, „einfach normal zu funktionieren“.

Auch wenn du nicht alles verstehst – respektiere, dass es für uns echt ist. Das ist die Grundhaltung, die oft schon enorm hilft.

Grundhaltung Unsere Realität
Gezeichnet von einem Persönlichkeitsanteil mit ProCreate.

Die Grundhaltungen, die uns schaden

1. Sensationslust & Neugier aus falschen Gründen

Es gibt einen riesigen Unterschied zwischen echtem Interesse und neugieriger Sensationsgier. Wir sind keine wandelnde Netflix-Dokumentation – und unser Leben ist kein Krimi.

  • ❌ Fragen wie „Und? Wie gefährlich seid ihr?“ oder „Habt ihr schon mal jemanden getötet?“ gehen gar nicht.
  • ❌ Es ist nicht unser Job, dich zu unterhalten oder deine Faszination für „gespaltene Persönlichkeiten“ zu befriedigen.
  • ❌ Persönliche Details erfragen, nur weil es „spannend“ klingt, ist respektlos.

Wir verstehen total, dass die DIS für Außenstehende interessant ist und das ist auch vollkommen okay! Es kommt einfach nur darauf an, wie du die Fragen stells. Denn wir merken sehr wohl, ob du fragst, weil es dich interessiert und du wirklich UNS verstehen möchtest oder ob du fragst, um deine Sensationslust zu stillen.

Wir sind mal einer Person begegnet, die uns so begegnet ist, als wären wir eine Serie oder ein Film, den man sich abends mit Chips reinzieht. Da kamen nur Fragen, wie z.B. „Boah krass, seid ihr dann auch so wie der Typ in Split?“ oder „Mega cool, wechsel doch mal grad zu einem Kind, das würde mich interessieren!“.

Wir sind NICHT dein Entertainment Programm!

2. Mitleid statt Respekt und Mitgefühl

DIS ist das Ergebnis von schweren Traumata – aber wir sind nicht unsere Vergangenheit. Wir brauchen keine Mitleidsblicke oder Sätze wie „Oh Gott ihr Armen, das muss ja schrecklich sein!“

  • ❌ Mitleid drückt uns in eine Opferrolle, aus der wir längst herausgewachsen sind.
  • ❌ DIS bedeutet nicht, dass wir schwach sind – im Gegenteil: Es zeigt unsere Stärke!
  • ❌ Niemand will als „armes Ding“ gesehen werden.

Begegne uns mit Respekt und auf Augenhöhe. Wir sind nicht zerbrechlich – sondern haben verdammt viel überlebt. Natürlich darfst du auch sagen, dass es dir Leid tut, aber unterlasse lieber die Grundhaltung von „armes TuckTuck“ 😎

3. Uns die Diagnose absprechen

Ein Klassiker: „Ach, das kann doch gar nicht sein. Das merkt man dir doch gar nicht an.“

  • ❌ DIS sieht selten „auffällig“ aus – viele von uns haben gelernt, sich anzupassen.
  • ❌ Nur weil du es nicht siehst, heißt das nicht, dass es nicht existiert.
  • ❌ Kommentare wie „Du hast bestimmt keine echte DIS“ sind verletzend und übergriffig.

Besser: „Ich kenne mich mit DIS noch nicht aus, aber wenn du mir etwas darüber erzählen magst, höre ich dir gerne zu.“

Fazit: Es geht um Respekt, Offenheit und echte Verbindung

Der wichtigste Punkt, den du aus diesem Artikel mitnehmen kannst, ist deine Grundhaltung:

💡 Du musst nicht alles über DIS wissen, um eine gute Unterstützung zu sein.

Es reicht, wenn du:

  • ✅ Uns mit Respekt begegnest
  • ✅ Unsere Realität nicht infrage stellst
  • ✅ Geduldig und offen bist
  • ✅ Unsere Grenzen respektierst
  • ✅ Keine Sensationslust zeigst

So entsteht echte Verbindung – und die hilft viel mehr als jedes perfekte Fachwissen.

Hast du noch Fragen dazu?

Wir freuen uns auf den Austausch in den Kommentaren! 🦋

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Ein Kommentar

  1. Vielen Dank für diesen wichtigen und feinfühligen Artikel! Besonders gelungen finde ich, wie ihr betont, dass es bei der Unterstützung von Menschen mit DIS vor allem um Achtsamkeit, Respekt und Geduld geht. Eure klaren Hinweise und die emphatische Sprache machen deutlich, wie entscheidend unsere Grundhaltung im Umgang miteinander ist. Ein wertvoller Beitrag, dem ich viele Leser:innen wünsche!