Hilfe mit DIS – Wo bekommt man echte Hilfe?
Dissoziative Identitätsstruktur (DIS) ist komplex, herausfordernd und oft von Missverständnissen umgeben. Wer mit einer DIS lebt oder jemanden kennt, stellt sich irgendwann die drängende Frage: Wo gibt es eigentlich echte Hilfe mit einer DIS? Psychotherapie? Kliniken? Selbsthilfegruppen? Oder ist man auf sich allein gestellt? Wir nehmen das Thema unter die Lupe und geben Tipps, die aus unserer Sicht, hilfreich sind.
Warum ist es so schwer, Hilfe mit einer DIS zu finden?
Mangel an Fachwissen
DIS wird immer noch zu selten richtig erkannt und ernst genommen. Viele DIS-Menschen haben eine jahrelange Odyssee hinter sich: Falschdiagnosen, inkompetente Therapeut*innen und Kliniken, die mit DIS überfordert sind. Viele Fachkräfte haben während ihrer Ausbildung kaum Berührung mit dem Thema und sind unsicher, wie sie mit der DIS und den Menschen umgehen sollen.
Fehlende Strukturen im Gesundheitssystem
Das deutsche Gesundheitssystem ist nicht optimal auf komplexe Traumafolgestörungen ausgelegt. Es gibt zu wenige spezialisierte Therapeut*innen, lange Wartezeiten und nicht immer eine gute Vernetzung zwischen Hausärzten, Psychotherapeut*innen und Kliniken. Hinzu kommt die Frage der Kostenübernahme durch Krankenkassen, die manche Behandlungsansätze nicht finanzieren.
Gesellschaftliche Stigmatisierung
Leider begegnen viele Menschen mit DIS Vorurteilen: Die Krankheit wird nicht ernst genommen oder es kursieren falsche Annahmen darüber. Das kann dazu führen, dass DIS-Menschen sich zurückziehen und gar nicht erst versuchen, Hilfe zu suchen.
Doch es gibt Hoffnung! Durch spezialisierte Anlaufstellen, Vernetzung und den Austausch mit anderen DIS-Menschen ist es möglich, Unterstützung zu finden.

Psychotherapie: Der erste Anlaufpunkt
Tipps zur Suche – Hilfe mit einer DIS
Eine spezialisierte Therapie ist essenziell. Aber beachtet: Nicht jeder kennt sich mit DIS aus, auch nicht im psychotherapeutischen Rahmen! Hilfe mit einer DIS findet sich leider nicht an jeder Ecke!
Hier ein paar Tipps zur Suche:
- Dachverbände & Fachgesellschaften: Die Deutsche Gesellschaft für Trauma & Dissoziation (DGTD) oder die ISSTD (International Society for the Study of Trauma and Dissociation) führen Listen von spezialisierten Therapeut*innen.
- Online-Plattformen wie „Therapie.de“ oder „Psych-Info.de“ bieten Filtermöglichkeiten nach Spezialisierungen.
- Selbsthilfegruppen & Foren: Austausch mit anderen DIS-Menschen kann helfen, Empfehlungen für gute Therapeut*innen zu bekommen.
- Krankenkasse kontaktieren: Manche Krankenkassen helfen bei der Suche nach Traumatherapeut*innen.
Warum ist es wichtig, die richtigen Fragen zu stellen?
Die Wahl der richtigen Therapeut*innen ist ein entscheidender Schritt in der Behandlung von DIS. Da nicht alle Fachkräfte Erfahrung mit der Thematik haben, sollten DIS-Menschen gut vorbereitet in Gespräche gehen. Offene Fragen helfen dabei, einzuschätzen, ob die Therapie passend ist und ob die Therapeut*innen ein traumasensibles Vorgehen bieten. Es ist völlig in Ordnung, gezielt nach Kompetenzen zu fragen – schließlich geht es um eure Gesundheit und Sicherheit! Und Hilfe bei einer Depression heißt ja nicht auch automatisch Hilfe mit einer DIS.
Fragen, die wichtig sein können
- Haben Sie Erfahrung mit der Arbeit mit Menschen mit DIS?
- Welche Therapieansätze nutzen Sie (z. B. Traumatherapie, EMDR)?
- Wie gehen Sie mit Dissoziation und verschiedenen Anteilen um?
- Wie gestalten Sie die Therapie, um Sicherheit und Stabilität zu gewährleisten?
- Welche Erfahrungen haben Sie mit der Integration von verschiedenen Anteilen?
- Wie gehen Sie mit akuten Krisensituationen während der Therapie um?
- Welche Rolle spielt Psychoedukation in Ihrer Arbeit mit DIS-Menschen?
Kliniken – Hilfe mit einer DIS
Regelmäßig hören wir, dass viele Kliniken mit DIS überfordert sind. Und auch unsere eigene Erfahrung zeigt, dass in manchen Kliniken die DIS nicht zu deren Alltag und/oder Fachbereich gehört.
Doch es gibt einige spezialisierte Einrichtungen!
Welche Kliniken können passen
- Traumakliniken mit Schwerpunkt auf DIS und komplexe Traumafolgestörungen
- Psychosomatische Kliniken, die auf Trauma und Dissoziation eingehen
- Privatkliniken (leider oft teuer, aber manchmal mit besseren Angeboten)
- Tageskliniken mit Traumafokus
Wie findet sich eine passende Klinik?
- Nachfragen bei Selbsthilfegruppen
- In Facebook-Gruppen oder Foren Empfehlungen einholen (am besten von DIS-Menschen!)
- Spezialisierte Listen durchsehen, z. B. von der DGTD oder dem „Weißen Ring“
- Erfahrungsberichte von DIS-Menschen lesen
- Direkt in Kliniken anfragen, ob sie Erfahrung mit DIS haben
- Bei Therapeut*innen nach Klinikempfehlungen fragen
- Nach spezialisierten Ambulanzen für Trauma und Dissoziation suchen
- Prüfen, ob eine Klinik begleitende Therapieangebote oder Nachsorgeprogramme bietet
- Recherche zu klinikinternen Konzepten für DIS-Menschen durchführen
Wichtige Punkte zur Klinikwahl
- Gibt es Therapeut*innen mit Erfahrung in der Arbeit mit DIS?
- Wird eine traumasensible Behandlung angeboten?
- Gibt es feste Ansprechpartner*innen für Krisensituationen?
- Wird ein individueller Behandlungsplan erstellt, der auf die spezifischen Bedürfnisse von DIS-Menschen eingeht?
- Wie wird mit Triggern und Flashbacks in der Therapie umgegangen?
- Gibt es Möglichkeiten, Angehörige oder enge Bezugspersonen in die Therapie einzubeziehen?
- Wird die Möglichkeit einer langfristigen Begleitung geboten, um auch nach der Stabilisierung Unterstützung zu gewährleisten?
- Gibt es ergänzende Therapieangebote wie Kunsttherapie, Körpertherapie oder Musiktherapie, die helfen können?
Zusätzliche Hilfe mit einer DIS – jenseits der klassischen Therapie
Nicht immer gibt es sofort einen Therapieplatz. Aber das heißt nicht, dass du allein bist! Hier ein paar Ideen für die Übergangszeit:
- Selbsthilfegruppen: Vor Ort oder online (z. B. auf Discord, Facebook oder spezialisierten Foren)
- Vereine und Organisationen: Z. B. „Trauma & Dissoziation e.V.„
- YouTube-Kanäle & Social Media von DIS-Menschen für DIS-Menschen (z.B. DIS Ding, Die Bonnies…)
- Workshops & Webinare zum Thema Traumaheilung, Umgang mit DIS…
- Trauma-informierte Coaches als ergänzende Unterstützung
Fazit: Es gibt Hilfe – Nicht aufgeben!
Die Suche nach echter Hilfe mit einer DIS kann frustrierend und langwierig sein, doch sie ist nicht unmöglich. Es gibt kompetente Therapeut*innen, spezialisierte Kliniken und wertvolle Selbsthilfeangebote, die DIS-Menschen unterstützen können. Wichtig ist, sich gut zu informieren, gezielt Fragen zu stellen und sich nicht entmutigen zu lassen. Auch wenn der Weg manchmal steinig erscheint, lohnt es sich, dranzubleiben und Netzwerke zu nutzen. Niemand sollte mit einer DIS allein gelassen werden – Unterstützung ist möglich, wenn man weiß, wo man suchen muss.